Streichen, kneten, drücken, klopfen, rollen – eine Massage lockert nicht nur verspannte Muskeln, sondern ist mit zahlreichen positiven Effekten für den Organismus verbunden. Erfahren Sie, wann Massagen als Behandlung empfohlen werden und wann besser darauf verzichtet werden sollte.
- © 4frame group – stock.adobe.com
Kurzübersicht: Massage
Wirkung: Massagen sorgen nicht nur für wohltuende Entspannung, sie können auch viele weitere positive Effekte auf Körper und Seele haben.
Ablauf: Die klassische Massage wird im Liegen durchgeführt, wobei mit gezielten Handgriffen Druck und Zug auf bestimmte Körperpartien ausgeübt wird. Es gibt jedoch viele verschiedene Massagetechniken, bei denen auch Hilfsmittel wie heiße Steine verwendet werden können.
Kontraindikationen: Insbesondere bei Gefäßerkrankungen wie Thrombosen, arterieller Verschlusskrankheit oder Herzinsuffizienz sollte keine Massage angewendet werden.
Artikelinhalte im Überblick:
- Beschreibung
- Wirkung
- Ablauf
- Kostenübernahme der Krankenkassen
Entspannungstechniken: 7 Methoden zum Stressabbau
Massage: Wellness für Körper und Geist
Die Massage, eine der ältesten Heilmethoden, dient der Entspannung und Revitalisierung des Körpers. Sie zielt darauf ab, verspannte Muskulatur zu lösen, die Durchblutung zu verbessern und den Stoffwechsel anzuregen. Bei den verschiedenen Massagetechniken werden die Haut, das darunterliegende Gewebe, tiefere Gewebesichten und die Muskeln entweder manuell mit den Händen oder mithilfe spezieller Gerätschaften behandelt.
Als begleitende Therapie werden Massagen manchmal ärztlich verordnet und von ausgebildeten Masseur*innen oder Physiotherapeut*innen durchgeführt. Einige Varianten eignen sich auch zur Selbstbehandlung oder können von einer nahestehenden Person umgesetzt werden.
Wie eine Massage auf den Organismus wirkt
Eine Massage wirkt lokal in dem behandelten Körperbereich. Die Wirkung geht dabei auf die verbesserte Durchblutung der Haut und tiefer gelegener Gewebe sowie auf eine Lockerung der Muskeln zurück. Zudem schüttet das Gehirn bei den Berührungen Oxytocin, das Kuschelhormon, aus. Es wirkt stressabbauend und schmerzlindernd.
Darüber hinaus werden einigen Massagen auch sogenannte reflektorische Effekte zugeschrieben, also Wirkungen, die über die lokal behandelte Stelle hinausgehen und sich auf entfernter liegende Gewebe und Organe erstrecken. Je nach Massageform können unterschiedliche Effekte erzielt werden.
Zu den Hauptwirkungen der Massage gehören:
Lösen von Muskelverspannungen
Steigerung der Durchblutung der Haut und tieferer Schichten
Schmerzlinderung, zum Beispiel Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen
Steigerung des Lymphabflusses
Verbesserung des Zustands der Haut und deren Elastizität
Beeinflussung der Unterhaut und des Bindegewebes
Lösung oder Linderung von Venenstau
Stimulierung von Narbengewebe
Anregung des Stoffwechsels und Förderung des Abtransports von Stoffwechselprodukten, zum Beispiel durch eine Steigerung der Harnausscheidung
zielgerichtete Beeinflussung innerer Organe, zum Beispiel durch Anregung der Darmperistaltik
psychische Entspannung
Massage: Arten und Anwendungsgebiete
Die klassische Massage wird mit den Händen ausgeführt. Masseur*innen bearbeiten bestimmte Körperregionen mit unterschiedlichen Grifftechniken wie Streichen, Kneten, Rollen, Walken, Klatschen, Klopfen oder Reiben. Die klassische Massage kommt vor allem bei der Behandlung lokaler Blockaden und Verspannungen am Bewegungsapparat zum Einsatz.
Weitere bekannte Massageformen sind:
Lymphdrainage: Durch kreisende Bewegungen der Hände wird der Lymphabfluss in den Lymphgefäßen angeregt. Zum Einsatz kommt sie beispielsweise bei Lymphödemen oder Lipödemen.
Bindegewebsmassage: Diese Massageform löst Verklebungen und Verspannungen, wirkt sich aber auch positiv auf Stoffwechsel und den Kreislauf aus. Sie eignet sich bei zahlreichen Erkrankungen, etwa des Bewegungsapparates oder Verdauungstraktes.
Periostmassage: Bei dieser Methode erfolgt eine gezielte Massage der Periosthaut, der dünnen äußeren Schicht der Knochen. Das Ziel besteht darin, die Gesundheit der Knochen zu unterstützen. Eine Periostmassage kann beispielsweise dazu beitragen, die Heilung nach einem Knochenbruch zu beschleunigen und Beschwerden wie chronische Osteomyelitis sowie leichte Osteoporose zu lindern.
Segmentmassage: Segmente sind bestimmte Abschnitte der Wirbelsäule, die durch das Rückenmark verbunden sind. Sie werden bei der Segmentmassage gezielt bearbeitet.
Kolonmassage: Es werden fünf definierte Punkte am Dickdarm stimuliert und gereizt. Sie findet beispielsweise Anwendung bei chronischer Verstopfung und Reizdarmsyndrom.
Fußreflexzonenmassage: Linderung zahlreicher Beschwerden im ganzen Körper durch Stimulierung bestimmter Triggerpunkte auf der Fußsohle. Die Aktivierung dieser Druckpunkte regt die Selbstheilungskräfte an.
Nicht-manuelle Massageformen
Bei diesen Verfahren wird die Massage nicht mit den Händen ausgeübt, sondern mithilfe spezieller Geräte. Zu den häufig eingesetzten nicht-manuellen Massageformen zählen:
Unterwasserdruckstrahlmassage: Sie wird im Wannenbad mit einem warmen Wasserdruckstrahl durchgeführt. Die mechanische Wirkung der klassischen manuellen Massage wird mit der Wirkung von Wärme kombiniert und wirkt wohltuend.
Bürstenmassage: Das Massieren der Haut mit einer Körperbürste aus Naturborsten oder Massageprodukten aus Naturfasern wie Sisal wird klassischerweise trocken ausgeführt. Sie verbessert die Elastizität und Durchblutung der Haut, stabilisiert den Kreislauf und soll den Blutdruck regulieren.
Weitere Arten der Massage
Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer, teilweise sehr spezieller Massageformen mit therapeutischer Wirkung. Sie werden oft in Kureinrichtungen, Rehakliniken, Wellnesseinrichtungen oder Thermen angeboten, selten in Physiotherapiepraxen. Dazu gehören unter anderem:
- Sportmassage
- Schröpfkopfmassage (Schröpfen)
- Saugwellenmassage
- Extensionsmassage nach Domnik (für den Hals-Nacken-Schulterbereich)
- Manipulativmassage nach Terrier (für Gelenke und Wirbelsäule)
- Akupunktmassage nach Penzel
- Ayurveda-Massage
- Aromaöl-Massage
- Thai-Massage
- Shiatsu
- Hot-Stone-Massage
- Massagen mit Kristallen
- Lomi Lomi Nui (hawaiianische Massage)
Bei anderen Massagearten steht nicht der therapeutische Nutzen im Vordergrund, sondern Entspannung und Wohlbefinden – oder Lustgewinn bei erotischen Massagen.
Tipp:
Wer eine Massage buchen möchte, sollte nicht nur auf den Preis der Massage schauen. Genauso wichtig sind eine angenehme und hygienische Umgebung und eine entsprechende Ausbildung des Fachpersonals.
Ablauf einer klassischen Massage
Zu Beginn sollten die gesundheitlichen Probleme sowie die Erwartungen und Wünsche erfragt werden.
Bei der klassischen manuellen Massage liegen Patient*innen in der Regel auf einer speziell dafür vorgesehenen Liege. Die Massage beginnt mit sanften Streichungen. Hierbei handelt es sich um großflächige Handbewegungen, die sich an der Muskelrichtung orientieren. Sie vermindern die Abwehrspannung und beruhigen die Muskeln und das vegetative Nervensystem.
Anschließend werden alle Gewebeschichten bearbeitet. Dabei werden verschiedene Massagegriffe angewendet, die sich durch Form und Richtung der Bewegungen sowie der Wirkung voneinander unterscheiden. Üblicherweise wird mit beiden Händen massiert, um einen gleichmäßigen Bewegungsfluss zu ermöglichen. In welcher Intensität die Handgriffe angewendet werden, hängt vom Krankheitsbild und dem Zustand des Gewebes ab. Um das Gleiten der Hände auf der Haut zu unterstützen, können Massageöl, Gele oder Cremes zur Anwendung kommen.
Teil-, Groß- und Ganzmassage
Der Umfang der Massage hängt von der Erkrankung ab.
Teilmassage: Es wird lediglich ein Körperteil, zum Beispiel Schulter, Nackenbereich, Arm, Hand, Kopf, Gesicht oder Fuß, massiert. Sie dauert etwa zehn Minuten.
Großmassage: Sie umfasst mehrere Körperteile oder Abschnitte wie den Rücken, den Schultergürtel, eine Körperhälfte, beide Arme oder Beine. Sie dauert etwa 15 bis 20 Minuten.
Ganzkörpermassage: Sie bezieht größere Körperregionen mit ein, etwa den gesamten Rücken einschließlich der Schultern oder beide Arme und Beine, selten auch Bauch und Brust. Der Intimbereich wird ausgelassen. Sie dauert ungefähr 30 Minuten.
Häufig schließt sich eine zehn- bis 15-minütige Nachruhe an die Behandlung an.
Massage: Mögliche Risiken und wann lieber nicht anwenden?
Die Massage ist bei richtiger Anwendung eine nebenwirkungsarme Therapieform. Dennoch sind unerwünschte Wirkungen möglich, weshalb sie bei bestimmten Erkrankungen nicht oder nur mit großer Vorsicht angewendet werden darf.
Nicht angewendet werden sollten Massagen bei:
- akuten fieberhaften Erkrankungen: Durch die zusätzliche Freisetzung von Stoffwechselprodukten bei der Massage würde der ohnehin geschwächte Körper noch mehr belastet werden.
- akuten Entzündungen und Infektionen
- schwerwiegenden Gefäßerkrankungen
- infektiösen Hautkrankheiten
- akuter Thrombose und Krampfadern
- frischen Verletzungen mit Blutungen, Knochenbrüchen oder schweren Prellungen, offenen Wunden
- frisch überstandenen Operationen
Treten Symptome wie Schwellungen, Überhitzung oder Schmerzen entlang einer Vene auf, können dies Warnzeichen für medizinische Probleme sein und eine Massage sollte sofort gestoppt werden.
Nur unter Vorsicht und nach ärztlicher Rücksprache sollte massiert werden bei:
- erhöhter Blutungsneigung, zum Beispiel bei der Einnahme von blutverdünnenden Mitteln oder Blutgerinnungskrankheiten ("Bluter")
- Bettruhe seit über drei Monaten in Kombination mit Durchblutungsstörungen, Bandscheibenvorfall oder Nervenausfällen
- Schwangerschaft: Hier sind die Bauchregion und der segmentale Lendenwirbelsäulen-Kreuzbein-Bereich auszusparen
Für einzelne Massageformen können weitere Kontraindikationen gelten. Bindegewebsmassagen dürfen beispielsweise nicht bei Regelblutung, Krebserkrankungen oder Herzinsuffizienz durchgeführt werden. Bei der Kolonmassage sind unter anderem Schwangerschaft, eitrige Entzündungen im Bauch- und Beckenbereich und entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ein Ausschlussgrund.
Massage auf Rezept: Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse?
Wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt und die Massage als Heilmittel ärztlich verordnet wird, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine begrenzte Anzahl an Behandlungen.
Bei Erkrankungen mit voraussichtlich kurzfristigem Verlauf ist eine Verordnung von einmalig sechs bis maximal zehn Behandlungen pro Jahr möglich. Bei Krankheiten mit voraussichtlich längerfristigem Verlauf können sogar zwölf, 18 oder 30 Behandlungen verordnet werden. Allerdings müssen Patient*innen einen Anteil von zehn Prozent der Behandlungskosten sowie zusätzlich zehn Euro pro Verordnung selbst tragen.
Langfristige Verordnungen für Massagen, die über die festgelegte Menge hinausgehen, sind ebenfalls möglich. Sie müssen jedoch im Einzelfall medizinisch begründet und von der Krankenkasse genehmigt werden.
Die besten Tipps gegen Verspannungen